Ich zucke ja immer etwas zusammen, wenn das B-Wort fällt. Und es fällt mir schwer, einen kurzen Text zu der plakativ so benannten Problematik zu schreiben – das ist so ein weites Feld! Ich versuche es mal.
Fakt ist: Es gibt bundesweit viel weniger Honigbienenvölker als früher. In der Imkerschaft wird seit Jahren eine teils hitzige Diskussion über die Ursache geführt. Eine Fraktion sieht die Schuld in der modernen Landwirtschaft mit ihren immer effektiveren Pflanzenschutzmitteln. Die andere, die unter anderem von Dr. Gerhard Liebig vertreten wird, sieht den Fehler hinter dem Kasten stehen.
Also erstmal sollte man unterscheiden zwischen der langjährigen Entwicklung und aktuellen Völkerverlusten.
Früher gab es in jedem Dorf mehrere Bienenstöcke. Lehrer, Pfarrer, Beamte hatten den Grund und Boden und die nötige Zeit zum Imkern und konnten sich durch den Honigverkauf etwas dazuverdienen. Die Imkerei wurde im Lauf der Zeit immer unhipper: zeitaufwändig und arbeitsintensiv, das passt nicht zum modernen Bürosklaven, der täglich stundenlang zum Arbeitsplatz pendelt und immer auf dem Sprung sein muss, der Arbeit zuliebe auch den Wohnort zu wechseln. Es gab (fast) nur noch alte Männer, die niemanden fanden, um ihre jahrzehntelange Erfahrung und letztlich auch die Bienen weiterzugeben, wenn sie irgendwann alters- oder krankheitsbedingt mit dem Imkern aufhören mussten. Die Folge: immer weniger Imker, immer weniger Bienenvölker. Der Rückgang der Zahl der Bienenhüter (das „Imkersterben“) wurde zwar in den letzten Jahren durch viele AnfängerInnen fast ausgeglichen, die halten aber im Gegensatz zu den Alten meist nur zwei oder drei Völker im eigenen Garten. Für die Mehrheit der heutigen HobbyimkerInnen ist die Beschäftigung mit dem Bien Lifestyle, nicht Nebenerwerb wie früher. Dadurch fehlen sehr viele Völker für die Bestäubung. Hier in der Gegend gibt es viele Orte, in denen kein einziges Bienenvolk mehr gehalten wird. Ich werde oft gefragt, ob ich nicht da oder dort welche hinstellen will.
Was die Aussagen zu den Honigbienen hierzulande betrifft, hat Liebig meines Erachtens zu 99% Recht. Die meisten Völker gehen ein, weil nicht rechtzeitig und sachgemäß gegen die Varroamilbe behandelt wurde. So können sich Viren, die von der Milbe übertragen werden, im geschwächten Volk ungehindert vermehren und zum Zusammenbruch führen. Und den Bienen ging es früher tatsächlich nicht besser. So weit die lückenhaften Aufzeichnungen das hergeben, gab es auch vor der Einführung der Milbe immer wieder Jahre mit hohen Verlusten, begründet durch schlechtes Wetter (nasskalter Herbst -> wenig Pollen -> mangelernährte Winterbienen) und Krankheiten (Nosemose, Acariose, Amöbiose), die heute teils kaum noch auftreten (z. B. Acariose: Tracheenmilben waren gefürchtete Parasiten und sind quasi ausgestorben, weil sie durch die Varroabehandlung gleich mit erledigt werden).
Damit ich nicht falsch verstanden werde: Bienen sind Insekten und Insektizide sind selbstverständlich schädlich für Bienen! Wenn der Imker schlampt und seine Völker an der Varroose oder ihren Folgeerkrankungen eingehen lässt, ist die subletale Schädigung durch Neonicotinoide und andere Substanzen aber irrelevant.
(Kurzer Nachtrag zum verlinkten Liebig-Text: Mit der Biodiversität sieht es meines Wissens und meiner Beobachtung nach durchaus anders aus und wie und warum China Honigexportland ist, ist eine ganz andere Geschichte, auf die ich hier und jetzt nicht eingehe.)
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